Der Balkon der Palliativstation lädt zum Erholen und Verweilen ein. Foto: Andre Pretzel

14.03.2023

Palliativmedizin mit Herz und Humor

Am Deutschen Schmerz- und Palliativtag macht die Klinik Amsee auf die Bedeutung der medizinischen Versorgung von schwerkranken Patient*innen aufmerksam.

Fast alle medizinischen Fachrichtungen sind darauf ausgelegt, Krankheiten zu heilen. Wenn dies aufgrund von fortgeschrittenen unheilbaren Erkrankungen nicht mehr möglich ist, wird in der Palliativmedizin für den bestmöglichen Erhalt der Lebensqualität gesorgt. Das Ziel der palliativen Behandlung ist daher die Besserung von akut auftretenden Beschwerden und die Linderung von Symptomen. Die Diagnosen hinter den Erkrankungen sind dabei nicht ausschließlich Krebserkrankungen. Auch Patient*innen mit einer schweren Herzschwäche, einer fortgeschrittenen COPD (chronisch verengten Lunge), Lungenfibrosen, Hirnblutungen oder Patient*innen mit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose, welche zu Muskellähmungen führt) werden auf der Palliativstation in der Klinik Amsee behandelt. Mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen werden Symptome, wie starke Schmerzen, Luftnot, Auszehrung, Übelkeit, Erbrechen und andauernde Verstopfungen behandelt. Auch die Psyche kann bei schwerkranken Patient*innen sehr leiden und wird in der Palliativmedizin mitbehandelt.

Palliativstation ist nicht unbedingt für Sterbende

„Viele Patient*innen kommen hier her und denken, „Jetzt ist es vorbei, hier soll ich sterben.“, dabei sind sie hier, damit sich ihre Lebensqualität trotz Krankheit wieder verbessert, sie sich von Krankheitsschüben erholen und wieder nach Hause entlassen werden können“, schildert Ingrid, seit sieben Jahren Pflegeservicekraft auf der Palliativstation der Klinik Amsee. In der Bevölkerung würden viele Menschen die Palliativmedizin mit einem Hospiz verwechseln, weswegen es ein Irrglaube sei, nur zum Sterben von ihr und ihren Kolleg*innen versorgt zu werden, erklärt Ingrid weiter. Dabei können einige Erkrankungen durch eine medikamentöse Therapie im Verlauf sogar verzögert werden und vor allem die Lebensqualität am Lebensende wieder verbessert werden. „Natürlich sterben hier auch Patient*innen, aber viele können nach zwei bis drei Wochen in einem deutlich besseren Allgemeinzustand wieder entlassen werden, um zu Hause versorgt zu werden“, ergänzt John, Altenpfleger mit Weiterbildung in der Palliativpflege. Viele Patient*innen kämen sogar über mehrere Jahre immer wieder zur Behandlung auf die Palliativstation.

Fachliche Expertise in der Palliativmedizin

Damit die schwerkranken Patient*innen im besten Fall wieder nach Hause können, werden sie in der Palliativmedizin von einem speziell ausgebildeten Team versorgt. Es besteht aus mehreren Fachärzt*innen, mit der Zusatzausbildung in der Palliativmedizin, speziell ausgebildeten Pflegefachkräften, mit Weiterbildungen in der Palliativpflege, Pflegeservicekräften, Physiotherapeut*innen, einer Heilpraktikerin, einer Sozialdienstmitarbeiterin, Psycholog*innen, einem Seelsorger sowie einem Musiktherapeuten. Zudem besteht eine enge Zusammenarbeit mit ambulanten Palliativteams und den niedergelassenen Ärzt*innen, um dem Patientenwunsch, die verbleibende Lebenszeit so lange wie möglich im eigenen Umfeld und im Kreis der Familie verbringen zu können, gerecht zu werden.

Mit Herz und Humor in guten wie in schlechten Zeiten

Viele individuelle Wünsche und Bedürfnisse von Patient*innen werden in der Palliativmedizin berücksichtigt. Mit Ruhe und Geduld steht das Palliativteam der Lungenfachklinik auch den Angehörigen zur Seite. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der Behandlung von Symptomen, sondern mit viel Zeit für Gespräche auch auf der besonderen psychischen Begleitung der Patient*innen und ihren Familien. Ingrid und John berichten dabei von viel Dankbarkeit, die ihnen entgegengebracht werde, von vielen kleinen Gesten, die mit großer Wirkung von bescheidenen Patient*innen geschätzt werden, während diese nicht zur Last fallen wollen. „Ein fürsorgliches Streicheln der Wange oder ein Kaffee auf unserem überdachten Balkon mit Waldblick sind für viele Patient*innen eine wahre Wohltat, da sie oft sehr einsam sind“, erzählt Ingrid. Für sie sei es zu Beginn der stationären Behandlung besonders wichtig, das Vertrauen zu den Erkrankten aufzubauen und auch täglich auf die Tagesform der Patient*innen einzugehen. Mit viel Herz und Humor werden dabei auch mal Stimmungstiefs verscheucht und scheinbar unmögliche Dinge möglich gemacht. Sogar eine Hochzeit am Patientenbett hat das Team schon organisiert.

Berufung statt alltäglicher Beruf

Um die Kraft für die Patient*innen jeden Tag aufs Neue aufzubringen, ist es wichtig, Hand in Hand zu arbeiten, sich im Team aufeinander verlassen zu können und trotzdem den nötigen Abstand zu traurigen Schicksalen zu wahren. Die Arbeit auf der Palliativstation ist daher eher eine Berufung, als ein alltäglicher Beruf und gewiss nichts für zartbesaitete Seelen. Doch den letzten Lebensabschnitt eines Menschen zu begleiten, heißt nicht, ihn immer bis zum Tod zu pflegen, sondern ihn auch wieder fit zu machen für ein möglichst selbstständiges Leben mit der Erkrankung. Ganz nach dem Motto:

„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“.

Besonderheiten auf der Palliativstation

Die Patient*innen der Palliativstation dürfen Tag und Nacht Besuch empfangen. Ein/e Angehörige/r kann auch während der Sterbephase des/der Patienten/in mit im Zimmer bleiben. Im extra großen Abschiedszimmer kann auch ein zusätzliches Bett für den Angehörigen dazu gestellt werden, um im Moment des Abschieds, wenn er dann doch auf der Palliativstation stattfindet, da zu sein.

Die Aufnahme auf der Palliativstation

Für Patient*innen mit unheilbaren Erkrankungen und akuten Beschwerden, die nicht von ambulanten Palliativteams behandelt werden können, erfolgt die Aufnahme auf der Palliativstation über eine Einweisung vom behandelnden Haus- oder Facharzt, oder über das SAPV-Team (Team der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung). Auch andere Krankenhäuser verlegen Patient*innen auf die Palliativstation der Klinik Amsee und Notfallmediziner liefern in Absprache mit den diensthabenden Ärzt*innen Palliativpatient*innen in die Klinik ein. In vier Einzelzimmern mit Seeblick und zwei Zweibettzimmern mit Waldblick können insgesamt acht Palliativpatient*innen versorgt werden. Die Palliativstation ist seit elf Jahren in der Lungenfachklinik in Waren etabliert.

Weitere Informationen finden Sie hier: Palliativstation der Klinik Amsee

Über die Klinik Amsee

Die Klinik Amsee, ein Unternehmen der Johannesstift Diakonie, ist akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock. Das 1922 als Lungenheilstätte in Waren (Müritz) gegründete hochspezialisierte Lungenfachklinik behandelt jährlich rund 2.600 Patienten stationär.

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Über die Johannesstift Diakonie gAG

Die Johannesstift Diakonie gAG ist das größte konfessionelle Gesundheits- und Sozialunternehmen in der Region Berlin und Nordostdeutschland. Über 9.800 Mitarbeitende leisten moderne Medizin, zugewandte Betreuung und Beratung im Einklang mit den christlich-diakonischen Werten des Unternehmens. Der Träger betreibt Einrichtungen in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen mit einem vielfältigen Angebot in den Bereichen:

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