
22.07.2020
Mehr Sicherheit und Präzision: Erste Roboter unterstützte Knie-Endoprothetik
Prof. Dr. med. habil. Ulrich Nöth, Klinikdirektor der Orthopädie und Unfallchirurgie, und Oberarzt Dr. med. Lars Rackwitz, begrüßten im März eine neue „Kollegin“ im OP: ROSA (Robotic Surgery Assistant) ist ein Robotersystem, das Operationen unterstützt.
Die erste Knie-Endoprothetik lief höchst zufriedenstellend. Zwar dämpfte Corona die Freude über den Zuwachs im Haus und führte zu einer achtwöchigen Einsatzpause, doch jetzt nimmt ROSA ihren Dienst wieder auf.
Kniegelenke sind komplexer als Hüftgelenke.
„Aus jahrelanger Erfahrung wissen wir, dass etwa 15-20 Prozent der Betroffenen nach einer Knieprothesen-Operation mit dem Ergebnis nicht vollumfänglich zufrieden sind“, so Professor Nöth. Die Ursachen liegen in der Komplexität des Kniegelenkes im Vergleich zum Hüftgelenk: Ungerade Beinachsen, die Rotationen der einzelnen Komponenten sowie daraus resultierende Ungenauigkeiten bei den Knochenschnitten sind große Herausforderungen am OP-Tisch.
Eine minimale Fehlstellung der Prothese, meist nur um wenige Millimeter, kann unter Umständen zu dauerhaften Beschwerden führen. Robotergesteuerte Unterstützung setzt künstliche Kniegelenke millimetergenau ein und stellt die erforderliche Herstellung der 0-Grad-Achse im Kniegelenk sicher.
Der größte Unterschied
Für Patient*innen selbst ändert sich in der Wahrnehmung der Behandlung nichts. Nach dem Vorgespräch erstellt das Ärzteteam, wie auch bei klassischen Operationen, ein Röntgenbild des Knies. Mittels eines Vergleiches aus einer Datenmenge von etwa 1.000 CTs entwirft die Software des Herstellers das 3D-Kniemodell und die Prothese inklusive alle notwendigen Schritte. Der*die Ärzt*in prüft die Vorlage anhand jahrelanger Praxiserfahrung und passt sie an die Voraussetzungen der Patient*innen an.
Durch die Anbringung von sogenannten Trackern am Knie erkennt der Roboter das zu operierende Gelenk, die geplante Operation und die notwendige Schnittführung.
„Der Roboter kann so gewährleisten, dass die Beinachse auf den Millimeter genau senkrecht ist und die Rotationen der Komponenten ebenfalls stimmig sind. Das kann der Mensch nicht. Der Roboter misst kleinste Abweichungen aus und gibt vor, wie die Schnitte gemacht werden müssen“, erläutert Professor Nöth.
Co-Botik: Mensch und Maschine im Team
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten Roboter: die vollaktiven Modelle, bei dem die Maschine ab der Erstellung der Vorlage bis zum Schnitt mit der eingespannten Säge alles selbst macht und der*die Ärzt*in während der Operation nicht eingreifen kann.
Bei den semi-aktiven Robotern, auf die das Team der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie setzt, besteht hingegen eine Kooperation zwischen Roboter und Ärzt*in. Die sogenannte „Co-Botik“ gilt als sicherste Variante – vor allem durch die Verknüpfung zweier Kernkompetenzen: der jahrelangen menschlichen Praxiserfahrung und der Präzision des Roboters. Eine roboter-assistierte Knie-Endoprothetik dauert aktuell ungefähr 20-30 Minuten länger als eine normale Operation. Professor Nöth: „Wir gehen aber davon aus, dass sich die Operationszeit nach einiger Übung und Einarbeitung zukünftig kaum unterscheiden wird.“ Die beiden Experten, Professor Ulrich Nöth und Dr. Lars Rackwitz, sind sich einig, dass ROSAs Einsatz im OP Zukunft hat, allerdings niemals allein. „Die Co-Botik ist in der Ausführung präziser und damit sicherer für unsere Patienten. Den Operateur ersetzt die Technik aber nicht.“
Es gibt bereits erste Studien, die sich mit dem Vergleich von konventionellen und roboter-assistierten Operationen beschäftigt. Das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau wird sich in naher Zukunft mit den eigenen Erfahrungen und Ergebnissen beteiligen.
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24.08.2020 | Evangelisches Waldkrankenhaus Spandau