
22.12.2021
Aus Angola zur Operation nach Wittenberg
José aus Angola wurde im Paul Gerhardt Stift operiert
Der 19. November 2021 war für den 10-jährigen José wahrscheinlich der bisher aufregendste Tag in seinem Leben: der kleine Angolaner hat an diesem Tag zum ersten Mal sein Heimatland verlassen. Dank der Organisation Friedensdorf International, die Kindern aus Kriegs- und Krisenländern medizinisch notwendige Eingriffe ermöglicht, konnte der kleine Junge nach Deutschland geflogen und hier im Paul Gerhardt Stift operiert werden.
„Seit mehr als 50 Jahren hilft FRIEDENSDORF INTERNATIONAL verletzten und kranken Kindern aus Kriegs- und Krisenländern und aus Familien, die sich die medizinische Behandlung finanziell nicht leisten können“, erklärt Stephanie Kluge, die in der Koordinationsstelle Berlin von Friedensdorf Internation arbeitet. „Wenn die Versorgung dort nicht möglich ist, fliegt ein Einsatzteam von uns in das entsprechende Land und bringt das Kind zur kurzfristigen medizinischen Behandlung nach Deutschland.“ Ziel sei dabei zunächst eine Behandlung vor Ort, dazu würden beispielsweise in Kambodscha „Basisgesundheitsstationen“ aufgebaut, um eine medizinische Grundversorgung wie in einer Hausarztpraxis zu ermöglichen.
So war dies auch für José notwendig: Der Junge war vor 3 Jahren beim Fahrradfahren gestürzt und hatte sich eine offene Unterarmfraktur am linken Arm sowie eine weitere Verletzung am rechten Arm zugezogen. Weil die Wunden und Frakturen nicht gut versorgt werden konnten, kam es aufgrund der abgestorbenen Elle im rechten Arm zu einer chronischen Knochenentzündung und zusätzlich zu einem eingesteiften Ellenbogengelenk im linken Arm. „Das Friedensdorf kontaktierte uns und fragte an, ob wir diesem kleinen Schützling helfen würden“, berichtet Dr. med. Stephan David, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Evangelischen Krankenhaus Paul Gerhardt Stift in Wittenberg. Denn nur mit der Unterstützung von Krankenhäusern und Kliniken im gesamten Bundesgebiet ist die Arbeit der Organisation möglich.
José landete so am 19. November in Düsseldorf und fuhr sofort mit dem Krankenwagen weiter nach Wittenberg. Hier wurde er von Ärzten der Unfallchirurgie und der Kinderklinik in Empfang genommen und wurde inzwischen bereits operiert. „Wir sind mit dem Verlauf erstmal zufrieden, allerdings handelt es sich wirklich um sehr schwierige Verletzungen bei José“, so Chefarzt Dr. David. Dank einer portugiesisch sprechenden jungen Medizinstudentin gelang die Kommunikation mit dem kleinen Patienten. „Inzwischen hat José die Klinik verlassen können; im Januar findet dann eine Nachuntersuchung statt“, erklärt Chefarzt Dr. David.
Bis dahin lebt der Junge zusammen mit etwa 100 Kindern aus weiteren Kriegs- und Krisenländern im Friedensdorf in Oberhausen. „Hier hat jedes Kind einen Schlafplatz und wird von Krankenschwestern, Ärzten und Erziehern betreut. Unsere Einrichtung kann man sich wie ein Kinderheim vorstellen, das zusätzlich noch eine Lernschule beinhaltet“, sagt Frau Kluge. In der Rehabilitation im Friedensdorf werden nach dem Krankenhausaufenthalt die Wunden weiter versorgt, die Kinder lernen das Laufen oder Greifen mit Prothesen, ebenso den Umgang mit Medikamenten, die sie einnehmen müssen. Und sie lernen, ohne Angst zu spielen. Nach der erfolgreichen Behandlung in Deutschland fliegen die Kinder wieder zurück zu ihren Familien.
FRIEDENSDORF INTERNATIONAL
Das Friedensdorf wurde im Juli 1967 gegründet mit dem Ziel, Kindern aus dem Nahen Osten und Israel angesichts des militärischen Konfliktes in dieser Region zu helfen. Der eigentliche Beginn der Geschichte des Friedensdorfes war dann jedoch der Vietnamkrieg. Kinder und Jugendliche mit schwersten Kriegsverletzungen sowie Mädchen und Jungen mit Erkrankungen wie Polio (Kinderlähmung) kamen damals nach Deutschland ins Friedensdorf. Hier wurden Krankenhäuser gesucht – und gefunden – die Betten und medizinische Leistungen kostenfrei zur Verfügung stellten, um die Kinder und Jugendlichen zu behandeln.
Heute können jährlich etwa 1500 verletzte oder kranke Mädchen und Jungen durch das Engagement des Friedensdorfes in Deutschland und im Rahmen der Projektarbeit behandelt werden. In vielen Städten arbeitet die Organisation dabei mit Ehrenamtlichen zusammen.
Finanziert wird die Arbeit nahezu ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.
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